Antisemitismus-Projekt
Gegen das Vergessen: Stolpern über Stolpersteine
Schüler der 10. Klassen der Mittelschule Scheßlitz putzen in Bamberg Stolpersteine, um an die Opfer des Nationalsozialismus zu erinnern.
Schüler der 10. Klassen der Mittelschule Scheßlitz putzen in Bamberg Stolpersteine, um an die Opfer des Nationalsozialismus zu erinnern. // Mittelschule Scheßlitz
F-Signet von KLARTEXT!-Schüler*innen Fränkischer Tag
Bamberg – Im Rahmen ihres Projektes "Gegen Antisemitismus - gegen das Vergessen" putzten Schüler der Mittelschule Scheßlitz Stolpersteine.

Am 09.11.2021 jährte sich die Pogromnacht zum 83. Mal. Deshalb fuhren wir, die Schüler der 10. Klassen der Mittelschule Scheßlitz, nach Bamberg, um im Rahmen unseres Projekts "Gegen Antisemitismus - gegen das Vergessen" Stolpersteine zu putzen. Stolpersteine sind kleine Gedenktafeln im Boden, die an das Schicksal von Menschen erinnern, die in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt, deportiert oder ermordet wurden.

Was macht das mit einem, wenn man suchend durch die Straßen läuft, wenn man niederkniet und man beim Putzen beobachtet wird?

Die meisten von uns sehen diese besonderen Steine nun in einem anderen Licht. Uns war nicht klar, dass so viele Steine überhaupt in Bamberg zu finden sind. Diese Stolpersteine sind nicht einfach nur Steine, sondern Steine mit einer traurigen Hintergrundgeschichte. Schon deshalb sollte man auf sie achten und ihnen Respekt entgegenbringen. Wir glauben, dass diese kleinen Denkmäler zum Thema Holocaust helfen, sich der Menschen und ihrer Geschichte zu erinnern.

Unterschiedliche Gefühle stellten sich beim Putzen ein. Sicherlich war es für den ein oder anderen für uns komisch, da dieses Niederknien zwischen Menschen, die ihren Alltagsdingen nachkommen, echt etwas Ungewohntes ist. Und außerdem, seid mal ehrlich: Wie viele Leute habt ihr schon beobachtet, die in der Stadt Steine auf der Straße putzen? Wohl kaum welche, oder? Aber mit der Zeit fiel diese Beklommenheit ab und es fühlte sich für manche von uns sogar gut an, denn unsere Putzaktion führte dazu, dass die Steine wieder blitzten und was noch viel wichtiger war, die Passanten zum Teil stehenblieben, die Steine durchlasen und mit uns darüber sprachen. Aber auch eine gewisse Art von Trauer überkam uns, da ja hinter jedem Stein eine ermordete Person steht - manche waren erst so alt wie wir, als sie deportiert oder erschossen wurden.

Klar liefen die meisten Menschen einfach nur an uns vorbei, aber dennoch ernteten wir viel Lächeln, aufmunternde Worte, Interesse und Lob. Besonders schön war, dass uns ein älteres Pärchen ansprach und uns zu dieser Aktion beglückwünschte. Toll war auch die Begegnung mit einem Rentner, der Pate eines Steines war und uns sogar noch eine Hintergrundgeschichte zu der Person auf dem Stein erzählte. Im Großen und Ganzen kann man sagen, dass die Aktion nicht nur bei uns positive Spuren hinterließ, sondern auch so manchem Fußgänger gefiel.

Die Aktion wird uns definitiv in Erinnerung bleiben, nicht nur wegen der klammen, kalten Händen, die wir beim Putzen bekamen, sondern vor allem wegen der Traurigkeit über die vielen Opfer, das Schicksal ganzer ausgelöschter Familien und die unsägliche Unmenschlichkeit des Dritten Reichs.

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